Dienstag, 7. Februar 2017

Das Phänomen "FOMO" - "Ich bin dann mal weg"

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Das Phänomen FOMO - Ich bin dann mal weg

Letzte Woche saß ich mit Freunden in einem Restaurant und wollte einfach mal wieder ein bisschen quatschen und einen netten Abend verbringen.
Aber irgendwie lag eine gewisse Unruhe in der Luft. Immer wieder wurden die Handys, natürlich heimlich;-), auf Nachrichten kontrolliert.
Hat da nicht gerade etwas vibriert oder geklingelt? Ich muss nur mal ganz kurz gucken...die Kinder könnten etwas haben...und, und, und.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, niemand hört dem anderen wirklich zu und jeder ist abgelenkt.
Ein sehr unschönes Gefühl...

Hast du so eine Situation auch schon mal erlebt?
Oder gehörst du vielleicht selbst auch dazu und hast Angst, du könntest etwas verpassen, wenn du nicht ständig online bist? 
Wenn dein Handy nicht neben dir liegt und du nicht sofort deine Nachrichten überprüfst, sobald es sich bemerkbar macht?
Diese Angst ist mittlerweile so stark verbreitet, dass sie schon einen Namen trägt: FOMO - aus dem englischen für "Fear Of Missing Out" (Angst außen vor zu bleiben).

Parallel zur Ausbreitung der sozialen Netzwerke Facebook, Twitter, Instagram, WhatsApp etc. verbreitet sich dieses Phänomen extrem schnell. Interessanterweise betrifft es aber nicht nur Jugendliche. 
In Deutschland sind schon ca. 500.000 Menschen internetsüchtig, was durchaus mit Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit vergleichbar ist.

Egal, wo ich mich befinde, das Handy liegt bei den meisten griffbereit und jeder schaut immer wieder, oft schon unbewusst, ob es etwas Neues gibt oder jemand geschrieben hat. 
Es ist wichtiger, allen mitzuteilen, was man gerade macht - egal, ob zuhause oder unterwegs.
Der erste Blick am Morgen und der letzte vor dem Einschlafen gilt dem Handy.
Und richtig schlimm finde ich es, wenn bei einem Konzert oder einer Veranstaltung der Online-Mitschnitt wichtiger ist, als das, was real auf der Bühne passiert.
Dann wird es dringend Zeit für einen Selbst-Check. 

Ich richte mir mittlerweile Handyfreie Zeiten ein, nehme es nicht mehr überall mit hin und genieße die ruhigen und stressfreien Momente, in denen ich weiß, dass ich nicht mehr immer und überall erreichbar bin und in denen ich wirklich abschalten kann. 

Denn...die ständige Erreichbarkeit hat definitiv auch ihre Nachteile.
Deine Freunde sehen z.B., wann du das letzte Mal online warst und ob du ihre Nachrichten gelesen hast. 
Deshalb erwarten sie immer gleich eine Antwort und sind manchmal sauer oder enttäuscht, wenn das nicht umgehend passiert.
Mit den "richtigen" Einstellungen meldet das Handy auch gleich noch öffentlich deinen aktuellen Standort und sämtliche Nachrichtendienste schicken dir unentwegt "wichtige Eilmeldungen".
Wir werden permanent "underinformed" und "overnewsed".

Doch das muss nicht so sein, denn die Grenzen setzt du selbst. 
Das Zauberwort lautet: DIGITAL DETOX...und heißt so viel wie "einfach mal abschalten, mal nicht erreichbar sein, dir eine Auszeit gönnen, dich aus dem digitalen Netz ausklinken". 
Getreu dem Motto von Hape Kerkelings Buch: Ich bin dann mal weg.
Denn nicht nur der Körper, sondern auch unser Geist braucht immer wieder Pausen und Ruhephasen. Diese sollten wir uns allerdings nicht nur digital gönnen.

Auch wenn wir das permanente News-Bombardement für eine Errungenschaft des modernen Menschen halten, gesund ist es nicht...und oft auch respektlos gegenüber unseren Mitmenschen.